KI-gestützte Mobilität: App transformiert das tägliche Pendeln und reduziert CO2-Ausstoß

Axon Vibe entwickelt eine KI-gestützte App, die das Reiseverhalten analysiert und personalisierte Empfehlungen zur Optimierung des Pendelns bietet

In einer Welt, in der städtische Mobilität und Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus rücken, spielt die Technologie eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Axon Vibe, unter der Leitung ihres CEO Roman Oberli, hat eine innovative Lösung entwickelt: die MTA-App, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz das Reiseverhalten der Nutzer nicht nur versteht, sondern auch verbessert.

In unserem Interview erklärt Oberli, wie diese Technologie das tägliche Pendeln revolutioniert, den CO2-Ausstoß reduziert und speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen eingeht. Er gewährt uns zudem Einblicke in die Herausforderungen bei der Integration dieser Technologien in bestehende Systeme und diskutiert zukünftige Pläne, die das Potenzial haben, öffentliche Verkehrssysteme weltweit zu transformieren.

Wie genau nutzt die neue MTA-App Künstliche Intelligenz, um das Reiseverhalten der Nutzer zu verstehen und ihre Erfahrungen zu verbessern?

Roman Oberli: Wir setzen Künstliche Intelligenz in zwei Bereichen ein: Zum einen nutzen wir diese, um das Reiseverhalten der einzelnen Personen über Smartphone-Sensoren zu analysieren, sodass wir präzise wissen, mit welchen Verkehrsmitteln welche Strecken zurückgelegt werden. Hierzu überlagern wir die Sensordaten über die Echtzeitfahrpläne des ÖPNV sowie über das Straßennetz und ermitteln unter Einsatz der Künstlichen Intelligenz das wahrscheinlichste Reiseverhalten.

Andererseits beobachten wir mit Künstlicher Intelligenz auch, wie die jeweiligen Personen auf unsere Kampagnen reagieren, sodass wir diese gezielt auf deren Bedürfnisse ausrichten können. Hier kommt uns zugute, dass wir über die Smartphone-Sensoren überprüfen können, ob die Personen unseren Kampagnen-Empfehlungen folgen. Tritt beispielsweise eine Störung im ÖPNV-Netz auf, empfehlen wir den Reisenden alternative Routen und können im Nachgang ermitteln, ob diese auch genutzt wurden. Die Künstliche Intelligenz optimiert aufgrund von solchen Erkenntnissen die Kampagnen-Parameter so, dass das Reiseverhalten einer Person effizient optimiert werden kann.

Inwiefern trägt die Technologie von Axon Vibe zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei, insbesondere in dicht besiedelten urbanen Gebieten wie New York? 

Roman Oberli: Die derzeit viel umworbene Elektrifizierung von Privatfahrzeugen adressiert primär den CO2-Ausstoß, nicht aber die anderen Emissionen. Zudem wird ein Neuwagen nur etwa alle zehn Jahre beschafft, was zur Folge hat, dass die Elektrifizierung schleppend voranschreitet und sich die erwünschte CO2-Reduktion entsprechend hinauszögert.

Axon Vibe verfolgt hier einen ergänzenden Ansatz, indem das tägliche Mobilitätsverhalten der jeweiligen Personen durch eine Mobile-App eruiert und über ausgeklügelte Reiseempfehlungen gezielt beeinflusst wird. So gelingt es uns, Staus zu vermindern, Stoßzeiten im öffentlichen Verkehr zu verringern und Autofahrten in den ÖPNV zu verlagern.

Die Nutzung von klimaschonenden Verkehrsmitteln wird dabei durch vergünstigte Tickets und Gutscheine belohnt. Diese Kombination aus Künstlicher Intelligenz, Psychologie und monetären Anreizen hat eine sofortige CO2-Reduktion zur Folge – und adressiert auch weitere gesellschaftliche Herausforderungen wie Stau oder Lärm.

Können Sie Beispiele für personalisierte Funktionen in der MTA-App nennen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten sind? 

Roman Oberli: Wir haben einen Routenplaner integriert, welcher den Zustand von Rolltreppen und Liften im U-Bahn-System mitberücksichtigt. Ausfälle dieser werden wie Störungen im ÖPNV-Netz behandelt und die davon betroffenen Reisenden entsprechend umgeleitet.

Wie schätzen Sie die Auswirkungen der MTA-App auf die Verkehrsdichte und das Passagieraufkommen seit ihrer Einführung ein? Gibt es messbare Ergebnisse? 

Roman Oberli: Erste Auswertungen zeigen eine Verringerung von rund zehn Prozent der Stoßzeiten und eine fünfprozentige Verlagerung von Privatfahrten in den öffentlichen Verkehr. Zudem sehen wir in sämtlichen Projekten, in welchen wir Gutscheine verteilen, eine um dreißig Prozent gesteigerte App-Nutzung.

Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Integration Ihrer KI-Technologien in die bestehende Infrastruktur der MTA und wie wurden diese bewältigt? 

Roman Oberli: Die größte Herausforderung war und ist die Tatsache, dass ÖPNV-Unternehmen oft äußerst politisch agieren. So werden Risiken, welche in der Öffentlichkeit möglicherweise negativ aufgenommen werden, üblicherweise nicht eingegangen. Künstliche Intelligenz ist dabei ein sehr heikles Thema.

Wie man dennoch die Entscheidungsträger von den Vorteilen dieser Technologien überzeugt, ist sicherlich ein Punkt, welcher uns dank der Erfahrungen und Ergebnissen in unterschiedlichen Regionen von anderen Unternehmen unterscheidet.

Wie sieht die Zukunft der KI-gesteuerten Mobilitätsplattformen aus Ihrer Sicht aus, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Entwicklung und städtische Mobilität? 

Roman Oberli: Mobilitätsplattformen, welche die jeweiligen Mobilitätsbedürfnisse der Einwohner gezielt auf das verfügbare Angebot abstimmen, fördern die Nutzung von geteilten Verkehrsmitteln. Zukünftig können wir zudem davon ausgehen, dass private Fahrzeuge im städtischen Kontext von autonom fahrenden Taxiflotten abgelöst werden.

Die Künstliche Intelligenz hilft zum einen, den Mobilitätsbedarf einer einzelnen Person genau zu eruieren. Andererseits lassen sich damit auch die verfügbaren Fahrzeuge dank präzisen Vorhersagen so positionieren, dass die Mobilitätsbedürfnisse optimal abgedeckt werden.

Wie sehen Sie die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der langfristigen Transformation der öffentlichen Verkehrssysteme weltweit, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Benutzerfreundlichkeit? 

Roman Oberli: Dank Künstlicher Intelligenz kann das Mobilitätsbedürfnis einer einzelnen Person unter Berücksichtigung von unzähligen Faktoren wie Verkehr, Wetter, Großereignissen etc. gezielt prognostiziert werden. Dies stellt eine entscheidende Grundlage zur proaktiven Lenkung von Personenströmen dar. Daraus resultiert im Idealfall eine optimale Ausnutzung der zugrunde liegenden Infrastruktur.

Welche ethischen Überlegungen sind Ihrer Meinung nach beim Einsatz von KI in öffentlichen Verkehrssystemen zu berücksichtigen, um Datenschutz und Nutzerakzeptanz zu gewährleisten? 

Roman Oberli: Ein moderner Datenschutzansatz, bei welchem der Endnutzer über einfach zugängliche Kontrollen über die erfassten Daten und Auswertungen verfügt, ist hier unerlässlich. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sollte die Effektivität der Reiseempfehlungen maximieren und so zu einem größeren Nutzen der App beitragen. Aus Nutzersicht erwarten wir somit keine großen Einwände betreffend des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz, solange der Nutzen gegeben ist.

Aus politischer Sicht sind hier die Hürden oft höher, da Künstliche Intelligenz häufig ein gewisses Unbehagen auslöst.

Welche weiteren Projekte oder Entwicklungen plant Axon Vibe, um die Nutzung des öffentlichen Verkehrs weiter zu fördern und das Erreichen von Klimazielen zu unterstützen?

Roman Oberli: Wir arbeiten derzeit mit weiteren Metropolen zusammen, welche das System in den kommenden Monaten lancieren werden. Zudem versuchen wir auch grüne Fonds zu motivieren, ihre Geldmittel für gezielte Vergünstigungen in der geteilten Mobilität einzusetzen, sofern damit eine Verlagerung von Privatfahrten stattfindet – was erstaunlich gut funktioniert.

Wir bedanken uns bei Roman Oberli für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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